Donnerstag, 20. Februar 2020

Erstes Treffen der Sol Bochum bilanziert guten Start der ThyssenKrupp-Kampagne

Nachdem die Sozialistische Organisation Solidarität (Sol) bereits im vergangenen November eine Veranstaltung zum 30. Jahrestag der DDR-Revolution in Bochum durchführte, fand dort am 19. Februar das erste Treffen der in Gründung befindlichen Sol-Ortsgruppe statt. Nach einem Referat zum Thema „ThyssenKrupp: Kampf um jeden Arbeitsplatz! – Aber wie?“ diskutierten die zehn Teilnehmer*innen über die Lage des Konzerns, kämpferische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit sowie ein sozialistisches Programm zur Rettung aller Werke und Arbeitsplätze. Außerdem wurde über unsere Arbeit in der örtlichen Basisgruppe der Linksjugend Solid gesprochen und die Außenaktivitäten der nächsten Woche geplant.

von Sönke Schröder, Sol Bochum

Bisher war die Sol im Ruhrgebiet lediglich mit einer Ortsgruppe in Dortmund (und zeitweise in Essen) vertreten. Da wir aber einige Mitglieder in Bochum gewonnen haben, entschieden wir uns, dort im November eine erste Veranstaltung durchzuführen und nun mit wöchentlichen Treffen zu beginnen. Das Ziel ist die Gründung einer selbstständigen Sol-Ortsgruppe in den nächsten Monaten. Da ein Schwerpunkt unserer Arbeit auf einer betriebsbezogenen Kampagne bei ThyssenKrupp, u. a. am Standort Bochum liegt, haben wir bereits regelmäßige Aktivitäten in der Stadt entfaltet.

ThyssenKrupp-Kampagne

Der Konzernvorstand von ThyssenKrupp plant zur Befriedigung der Profitinteressen der Kapitaleigner die Vernichtung von 6.000 Arbeitsplätzen und die Schließung ganzer Werke (wie in Bochum und Duisburg). Außerdem steht der Verkauf der profitablen Aufzugssparte und des Anlagenbaus im Raum – die Kolleg*innen bangen um ihre Zukunft.

Wir beteiligten uns im Dezember an einer Protestaktion der Gewerkschaft IG Metall vor der Essener Konzernzentrale und entwickelten ein Flugblatt, mit dem wir den Kolleg*innen unsere Solidarität aussprechen und Vorschläge für den Kampf gegen Entlassungen sowie für die Überführung des Konzerns in öffentliches Eigentum unter demokratischer Kontrolle der arbeitenden Bevölkerung machen. Hunderte Exemplare haben wir in den letzten Wochen vor einem Bochumer Werk (Essener Straße) und dem Grobblechwerk in Duisburg-Hüttenheim verteilt. Die Verteilungen sind nicht einfach, da wir
die Kolleg*innen aufgrund der räumlichen Situation (die Parkplätze befinden sich auf den abgeriegelten Werksgeländen) zum Anhalten ihrer Autos bringen müssen. Aber viele Kolleg*innen nehmen die Flugblätter und reagieren positiv darauf. Außerdem haben wir bereits einige Dutzend Unterschriften im Umfeld unserer Organisation, in LINKE und Linksjugend sowie an unseren Arbeitsplätzen gesammelt, mit denen die Unterzeichnenden ihre Solidarität mit den ThyssenKrupp-Beschäftigten und ihre Unterstützung für eine gewerkschaftliche Offensive mit Maßnahmen wie Streiks und Betriebsbesetzungen ausdrücken können.

Intensivere Gespräche mit Kolleg*innen konnten wir erstmals am 18. Februar am Rande der außerordentlichen Betriebsversammlung in Duisburg führen. Die allermeisten Kolleg*innen zeigten sich offen für unser Material, viele erkannten uns von den Verteilungen wieder. Wir knüpften erste Kontakte in die Belegschaft und befinden uns jetzt mit einzelnen Kollegen im Austausch über die Lage im Betrieb und die Perspektiven für die Auseinandersetzung. Zwar kam niemand aus der Belegschaft zu unserer ersten Veranstaltung; trotzdem werden wir weiterhin die Auseinandersetzung auf unseren Treffen thematisieren und Kolleg*innen mit unseren Flugblättern dazu einladen. Wir beschlossen, zeitnah ein neues Flugblatt zu erstellen, um die aktuellsten Entwicklungen aufzugreifen, und auch damit wieder an die Werkstore zu gehen.

Für uns ist klar: Angesichts der sich anbahnenden Krise der kapitalistischen Weltwirtschaft wird die langfristige Verteidigung der Werke und Arbeitsplätze nur durch entschlossenen Arbeitskampf und eine sozialistische Lösung erreichbar sein. Die Arbeiter*innen brauchen dafür eine sozialistische Organisation wie die Sol – nicht nur für die Unterstützung von außen, sondern als Instrument um sich selbst auf sozialistischer Grundlage zu organisieren und sich an der Weiterentwicklung unseres (noch längst nicht vollkommen ausgereiften) politischen Programms zu beteiligen und mit diesem bewaffnet in die Klassenauseinandersetzung um ihre Zukunft zu ziehen. Andererseits taugt die beste sozialistische Organisation nichts, wenn sie nicht in der Lage ist, sich in den Belegschaften der großen Industriebetriebe – den Zentren des kapitalistischen Produktionsprozesses – zu verankern und von den Kolleg*innen ernstgenommen zu werden. Wir lernen im Vorwärtsgehen!

Jugendarbeit

Die Sol sieht es als ihre Aufgabe, neben der eigenen marxistischen Organisation auch die breitere Arbeiterbewegung (wieder-) aufzubauen. Deswegen orientieren wir uns auf die Auseinandersetzungen in Betrieben und Gewerkschaften, aber auch auf Ansätze zum Aufbau breiterer politischer Kräfte der Arbeiterbewegung. Trotz aller Schwächen – siehe die aktuelle Entwicklung in Thüringen – sind DIE LINKE und ihr Jugendverband Linksjugend Solid derzeit die einzigen politischen Formationen in Deutschland, die einen Schritt auf dem Weg zur Entstehung von Massenparteien der Arbeiterklasse darstellen. In Dortmund sind zwei Sol-Mitglieder im Kreisvorstand der LINKEN und leisten dort einen Beitrag dazu, die Partei auf die Kämpfe der arbeitenden Bevölkerung zu orientieren. Wir spielen eine maßgebliche Rolle dabei, dass sich die dortige Basisgruppe der Linksjugend Solid zu einer aktiven, sozialistischen Jugendorganisation entwickelt hat, in der längst nicht nur Sol-Mitglieder aktiv sind, in der lebendig über sozialistische Ideen diskutiert wird und die aktiv ein sozialistisches Programm in soziale Bewegungen, Streiks usw. hineinträgt.

Unsere Bochumer Genoss*innen waren schon vor ihrem Sol-Beitritt in der Linksjugend Solid aktiv und versuchen, die dortige Basisgruppe als der Linkspartei nahestehende, aber selbstständige sozialistische Jugendorganisation aufzubauen. Außerdem ist eines unserer Mitglieder im NRW-Landessprecher*innenrat des Jugendverbandes. Darum war die Diskussion darüber, welche Initiativen wir in den Jugendverband hineintragen, ein Tagesordnungspunkt auf unserem Treffen.

Aktiv für eine sozialistische Welt – jetzt auch in Bochum

Bochum, das Ruhrgebiet und die ganze Welt befinden sich im Würgegriff des Kapitalismus. Eine kleine Minderheit von Kapitalisten und ihre politischen Handlanger zwingen der Menschheit ihre Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung auf, die für die Masse der Bevölkerung Zukunftsängste, sinkende Lebensstandards, Armut, Krieg, Umweltzerstörung und weitere Übel bedeutet. Wir sind davon überzeugt, mit unserem sozialistischen Programm und unserer klaren Orientierung auf die Selbstaktivität der arbeitenden Bevölkerung einen Ausweg zu bieten. Denn nach wie vor gilt die von Rosa Luxemburg formulierte Alternative: Sozialismus oder Barbarei.

Wenn du Interesse an unserer Arbeit hast, verfolge unsere Aktivitäten über soziale Medien und unsere Website solidaritaet.info, komm auf unsere Treffen und werde mit uns aktiv für eine weltweite sozialistische Demokratie!